Potzblitz
Freitag, 4. Dezember 2015
GERMANY wieder im Krieg - Alarm oder Schulterschluss?
Am 04. Dezember 2015 im Topic 'GERMANY wieder im Krieg - Alarm oder Schulterschluss?'
Etwa 50 Millionen Flüchtlinge sind derzeit weltweit auf der Flucht. Die Ursachen sind mannigfaltig, aber ihre Folgen bündeln sich in fataler Ähnlichkeit in Entwurzelung, Vertreibung, Verlust von Wohlstand, Bürgerrechten, Identität und Freiheit, alles in allem fast all jener bürgerlichen Errungenschaften, für die die Völker der vergangenen Jahrhunderte gekämpft und gelitten haben und scharenweise in Folter und Tod gegangen sind.

Seither wuchs eine Generation der Glücklichen heran, die Wohlstand und Frieden als selbstverständlich abfeiern und sich darin gemütlich einrichten konnten, verglichen mit allen vorangegangenen Generationen. Und die sich jetzt auch je nach der eigenen Erwartungshaltung durchaus zu grosszügiger Hilfs- und Einsatzbereitschaft entschliessen, wann immer sie eine solche für unerlässlich halten.

Gerade seit der Verschärfung der aktuellen Flüchtlingskrise aus den nah- und mittelöstlichen sowie den afrikanischen Regionen in Richtung Westeuropa haben wir eine unerwartet solidarische Fokussierung der europäischen Völkergemeinschaft auf den immer noch anwachsenden Strömen verzweifelter Hilfsbedürftiger feststellen können, der fürwahr als herzerwärmend empfunden werden kann. Ob nun die bei uns leider auch immer noch zu kurz Gekommenen nun unbedingt damit einverstanden sind, oder ob etliche der Flüchtlinge die freigebige Zuwendung verdient oder eher nicht verdient haben, bleibe hier mal dahingestellt.

Auf jeden Fall haben wir nach wie vor zahllose hochherzige und darum fürwahr ermutigende Beispiele für die bürgerliche und soziale Aufgeklärtheit unserer europäischen Völkergemeinschaft und damit auch die berechtigte Hoffnung, dass diese unter der materiellen und ideellen Belastung infolge der augenblicklichen politischen Veränderungen nicht per se verloren gehen muss.

Dies vorausgeschickt bleibt dennoch ein neuerliches Unbehagen darüber, dass die europäische Völkergemeinschaft sich nun doch zunehmend überfordert fühlt durch den materiell und letztlich auch politisch reflektierenden Zustrom fremder Volksgruppen. Und leider auch durchaus begründet.

Denn die entwurzelten Menschen, erst einmal in Sicherheit vor Mord und Verfolgung, können sich mehrheitlich wohl kaum sofort unisono einfügen in die neuen fremden Verhältnisse. Erfahrungsgemäss und verständlicherweise suchen sie unter den Geflüchteten zunächst den Anschluss an die eigenen Volksgruppen, um sich auch selber schneller zurechtzufinden. Nicht selten verbleiben sie anschliessend in stetig anwachsenden Parallelgesellschaften mit einer kaum zu identifizierenden mitgebrachten Gruppendynamik, die sich dann in für uns inakzeptabler Weise weiter verselbständigt...

Fazit: Zunehmend machen nun die europäischen Partnerländer die Grenzen dicht, die eben noch kaum mehr wahrnehmbar auch ihre politische Bedeutung zunehmend verloren hatten und berufen sich auf ihre alte, eigentlich schon eingemottete staatliche Selbstverwaltung und damit auf ihr Recht auf Schutz
vor Überfremdung. Diese Reaktion ist in mehrfacher Hinsicht ausserordentlich deplorabel, vor allem aber weil destruktiv hinsichtlich unserer gemeinschaftlichen Ziele für die europäische Einheit, die schon Karl der Grosse vor mehr als tausend Jahren als Fernziel des Vereinigten Europas geplant hatte, und für das meine Nachkriegsgeneration mit soviel Begeisterung und Einsatzbereitschaft auf die Strasse gegangen ist... Nochmal tausend Jahre vielleicht? Oder brauchen unsere Verwaltungen noch länger, bis sie ihre Aufgaben endlich mal vernünftig und konzertiert in den Griff kriegen?

Zwischenzeitlich optieren wir wieder einmal auf Waffengänge, solidarisch zunächst, aber angesichts der plötzlich galloppierenden Ausdünnung europäischer Gemeinsamkeiten vielleicht bald schon auch nicht mehr! Krieg als Heilmittel für politische Fehlentwicklungen kann nur legitim und hoffentlich erfolgreich im Sinne aufgeklärter Völkergemeinschaften sein, solange letztere bestehen - unsere Europäische bröselt aber zusehends!

Und warum bröselt sie? Weil eine knappe Million Flüchtlinge
bei uns unterkommen muss, auf mehrere Euroländer verteilt, wenn das marode kleine Libanon bei 4 Millionen Einwohnern schon klaglos zweieinhalb Millionen Flüchtende aufgenommen hat? Oder weil Frankreich Sorge hat, dass Frau Le Penn mit rechtsextremen Parolen die anstehenden Wahlen für sich und ihre Partei entscheiden könnte? Schön, dass das aufgeklärte Europa zueinander steht, wenn Gefahr droht! Wenn es aber darum geht, Verantwortlichkeiten zu teilen, dann leidet das grosse Werk unter Erosionserscheinungen! Der Ansturm der Flüchtlinge bleibt Sache weniger direkt betroffener Länder, die anderen verstecken sich hinter kleinstaatlichen Formalien nach dem Motto "mein Name ist Hase!" Augenmass bei der Verteilung lästiger Aufgaben ist ohnehin zur Posse gediehen. Die früheren, noch kaum der russischen Herrschaft entkommenen Ostblockstaaten sollen gefälligst ihr Kontingent an Flüchtlingen aufnehmen, während die mit Abstand besser gestellten Länder des europäischen Westens die Rollos herunterlassen...

Zugegeben, wenn`s die Masse macht, ist Deutschlands Beteiligung am Krieg gegen das Phantom IS eher zu vernachlässigen, um weiteren Beschreibungen ein freundliches Ende zu machen. Aber nach zwei selbst verschuldeten Weltkriegen und deren kaum zu beschreibenden Folgen für die ganze Welt ist Deutschlands Partizipation ab heute im Krieg gegen den IS ein schrecklicher Paukenschlag mit weit grösserer Wirkung als die militärische, die ja zum Glück kaum mehr wahrnehmbar sein kann. Die Konsequenzen dafür aber umso mehr! Man male sich nur mal aus, was passieren könnte wenn... Und hier schweigt des Sängers Höflichkeit; ein Menetekel malt man nicht an die Wand, wenn man es nicht herbeirufen möchte!

Und wo die europäische Solidarität den Schwanz einzieht, wenn es um die Verteilung schwieriger und/oder unangenehmer Aufgaben geht, da scheint mir ein Schulterschluss mit im Zweifelsfall durchaus auch mal separatistisch gesonnenen Partnern wenig glaubwürdig. Allemal, wenn dies auch noch im erweiterten Rahmen Opportunitäten eröffnet, die uns nicht recht sein dürften, wie der Deal mit notorischen Belzebuben, die den
Teufel besiegen sollen, den sie insgeheim füttern... Solche Schulterschlüsse führen leicht schon mal vom Regen in die Traufe.

Darum: "denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um meinen schönen europäischen Traum gebracht!"

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